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Escape to Life - Die Klaus und Erika Mann
Story
Ein Film von Andrea Weiss und Wieland Speck
GB/D 2000, 84 min., Farbe und sw, 35mm (25fps)
Verleih gefördert von der FilmFörderung Hamburg
Synopsis
"Das Leben, samt all seinen Anstrengungen,
Beglückungen und dem Übermaß seiner Qualen,
muß seinen rätselhaften Sinn in sich selber haben.
Da in dieser Schöpfung keine Kraft verloren geht – warum
sollten die Kräfte unseres Herzens sich ziellos verirren
und ganz verloren sein? Wenn mich am Schluß jemand fragte – ein
Erzengel oder ein 'idealer Interviewer': Hast Du gern gelebt? – dann
werde ich, noch erschöpft von den Strapazen des Daseins
oder schon erfrischt von Wonnen, die dem Sterblichen unvorstellbar
sind, die Antwort geben: Dieses Erdenleben war eine niederträchtige
Angelegenheit. In aller Ewigkeit werde ich dankbar dafür
sein, daß ich es so gründlich mitmachen durfte." (Klaus
Mann in: Escape To Life)
Erika und Klaus Mann, die zwei brillanten ältesten
Kinder Thomas Manns behaupteten oft, Zwillinge zu sein – obwohl
sie es nicht waren, sich nicht einmal ähnlich sahen. Aber
ihre Vertrautheit war von jener Tiefe und Intensität,
die man Zwillingen zuschreibt; und es war nicht zuletzt diese
Vertrautheit, die beiden die Kraft gab, ungewöhnlich kreativ
und intensiv zu leben. Der Film beginnt mit einem spielerischen
gegenseitigen Interview, entnommen dem gleichnamigen, 1939
von Erika und Klaus Mann gemeinsam verfassten Buch. An einem
entscheidenden Wendepunkt ihrer Lebensläufe, dem Beginn
der Exiljahre in Amerika, denken sie über ihre Vergangenheit
und die jüngsten Ereignisse nach, die sie in dieses riesige,
fremde Land gebracht haben. Eine fiktive Szene nach Motiven
Klaus Manns führt in die Vorstellung der unbeschwerten,
glücklichen Kindheit, die Erika und Klaus tatsächlich
erlebt hatten. Diese Rückkehr in die hermetische, innere
Welt der Kindheit, die Suche nach Zuflucht vor einer feindlichen,
unerbittlichen Welt zieht sich wie ein roter Faden durch die
Werke Klaus Manns.
Als Kinder der berühmtesten Dichterfamilie
Deutschlands mussten sich Erika und Klaus Mann der Herausforderung
stellen, ihre eigene Individualität und Kreativität
im Schatten von Vater und Onkel zu entwickeln und zu behaupten.
Erika und Klaus suchten die Liebe und den Respekt des Vaters,
der so unerreichbar und allmächtig schien, dass sie ihr
Leben lang als "Der Zauberer" von ihm sprachen. Ihre
gegenseitige unbedingte Liebe und Respekt halfen den Geschwistern,
sich in diesem Kampf zu behaupten, obwohl besonders Klaus Zeit
seines Lebens unter der fehlenden Anerkennung durch seinen
Vater litt. Erika und Klaus Mann waren Schriftsteller, Schauspieler,
Homosexuelle und Pazifisten. In einer Zeit großer moralischer
und politischer Unsicherheit waren ihre moralischen und politischen Überzeugungen
schon früh klar und beständig – ihre Handlungen
allerdings von Widersprüchen durchdrungen. Klaus war ein
Schriftsteller ohne Öffentlichkeit, seine Werke konnten
oder durften zu seinen Lebzeiten kaum verlegt werden. Sein
Hauptinteresse lag in der „ästhetisch-religiös-erotischen
Sphäre“, die Verhältnisse verlangten ihm eine
politisch verantwortliche, kämpferische Haltung ab.
Erika war eine Schauspielerin, die miterleben
musste, wie Gesetze ihren Auftritten in Europa ein Ende setzten.
Sie war lesbisch und dennoch zweimal verheiratet, erst mit
dem Schauspieler und späteren Nazikollaborateur Gustav
Gründgens, später mit dem Dichter W.H. Auden, durch
den sie die britische Staatsbürgerschaft erlangte. Klaus
war ein überzeugter Pazifist, der unermüdlich vor
dem drohenden Krieg warnte. Als es soweit war, kämpfte
er darum, in die amerikanische Armee eintreten und aktiv am
Krieg gegen den Fachismus teilnehmen zu können. Als Reporter
der allierten Mächte kehrte er, ebenso wie Erika, nach
Deutschland zurück, das ihnen längst keine Heimat
mehr war und nie mehr werden sollte.
Die Beziehung zwischen Erika und Klaus war durch
diesen Druck und die Anforderungen ans Leben im ständigen
Exil zunehmenden Spannungen ausgesetzt. Sie verlor ihre Unbedingtheit
schließlich durch Klaus’ Drogenabhängigkeit
und durch Erikas allmähliche Hinwendung zum Vater, die
Klaus als Verrat angesehen haben muss. Der Film endet mit Klaus’ Selbstmord
und Erikas Ausweisung aus den Vereinigten Staaten der McCarthy-Ära,
wo sie sich nach so vielen Jahren des Herumreisens ein Zuhause
gefunden zu haben glaubte.
Mit sorgfältig ausgewähltem, seltenem
Archivmaterial, Originalinterviews mit Erika Mann, Gesprächen
mit Zeitzeugen – dem Schauspieler Igor Pahlen, der Fotografin
Marianne Breslauer, der jüngsten Schwester Elisabeth Mann
Borgese – und in prominent besetzten Spielszenen, u.a.
nach Motiven aus Der fromme Tanz, Der Vulkan und Speed, haben
Andrea Weiss und Wieland Speck eine ebenso spannende wie berührende
Hommage an zwei faszinierende Menschen geschaffen, deren Überzeugungen
und Ziele nichts an Aktualität eingebüßt haben.
Das Geschwisterpaar Vanessa und Corin Redgrave (englische Texte)
sowie Barbara Nüsse und Ulrich Matthes sprechen die Originaltexte
von Klaus und Erika Mann, die die Chronologie des Films bestimmen.
In den Spielszenen sind u.a. Cora Frost, Maren Kroymann, Christoph
Eichhorn, Guido Kleineidam und Jean Loup zu sehen. Die kongeniale
Filmmusik schrieb John Eacott.
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Kurzinhalt
Schriftsteller, Schauspieler, Bohemiens, Antifaschisten,
Reisende, Homosexualität – die Facetten von Erika
und Klaus Mann könnten vielfältiger und schillernder
kaum sein. Escape To Life überschrieben sie ihr nach der
Flucht aus Deutschland gemeinsam verfasstes Buch über
die Lage der deutschen Exilanten. Exil und Weltbürgertum
blieben nach 1945 der bestimmende Faktor, die Quintessenz ihrer
Biographien. Klaus Mann zerbrach an den äusseren und inneren
Widersprüchen und beging am 21. Mai 1949 Selbstmord. Erika
Mann kam über den Tod ihres Bruders nie hinweg. „Waren
wir doch Teile voneinander, – so sehr, daß ich
ohne ihn im Grunde gar nicht zu denken bin.“
Andrea Weiss und Wieland Speck erzählen
die eng verflochtenen Lebensgeschichten von Klaus und Erika
in gekonntem Wechsel von seltenen Archivaufnahmen, Interviews
mit Zeitgenossen und Spielszenen nach Motiven von Klaus Mann;
eine faszinierende, vielschichte Hommage an ein ungewöhnliches
Geschwisterpaar. Strukturiert wird der Film von Originaltexten
von Klaus und Erika Mann, gesprochen von Vanessa Redgrave und
Barbara Nüsse (Erika) sowie Ulrich Matthes und Corin Redgrave
(Klaus). Die kongeniale Filmmusik schrieb John Eacott.
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Filmografien
Andrea Weiss
Andrea Weiss arbeitet, nach abgeschlossenem Geschichtsstudium,
als Autorin und Filmemacherin. Zur Zeit lebt sie in New York
und London mit ihrer Partnerin und ihrer Tochter.Zu den Arbeiten
von Andrea Weiss zählen Seed Of Sarah, ein experimenteller
Dokumentarfilm über die Erinnerungen der Holocaust-Überlebenden
Judith Magyar Isaacson, eingebettet in eine elektronische Oper
von Mark Polishook. 1996 gewann A Bit Of Scarlet, ein abendfüllender
Kollagen-Film über die Einstellungen der Briten zur Homsexualität,
den Preis als Bester Film auf dem Edinburgh Film Festival;
auf dem Frauenfilmfestival in Creteil wurde A Bit Of Scarlet
als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Zusammen mit Greta Schiller gründete Andrea
Weiss als Regisseurin und Produzentin Jezebel Films in New
York und London. Sie produzierten gemeinsam zahlreiche international
ausgezeichnete Dokumentarfilme, u.a. Before Stonewall, International
Sweethearts Of Rhythm und Tiny & Ruby: Hell Divin’ Woman.
Zu den bekanntesten Filmen von Andrea Weiss zählt Paris
Was A Woman (Regie: Greta Schiller), zu dem sie das Drehbuch
schrieb und die Produktion übernahm. Für ihr gleichnamiges
Buch wurde sie 1996 mit dem Lambda Literary Award ausgezeichnet.
Vampires and Violets: Lesbians in Film ist eine weitere Buchveröffentlichung
von Andrea Weiss. Jüngst erschien im Rowohlt Verlag ihr
neues Buch, Flucht ins Leben – Die Erika und Klaus Mann
Story. Neben ihrer Tätigkeit als Produzentin, Filmemacherin
und Autorin lehrt Andrea Weiss Dokumentarfilm an der National
Film and Television School of Great Britain.
Wieland Speck
Geboren 1951, aufgewachsen in Freiburg im Breisgau.
1973 bis 1976 Studium der Germanistik, Theaterwissenschaften
und Ethnologie an der FU Berlin. 1979-81 Filmstudium am San
Francisco Art Institute, u.a. bei George Kuchar. Zwischen 1982
und 1992 arbeitete Wieland Speck als Assistent des Programmleiters
Manfred Salzgeber in der organisatorischen und künstlerischen
Betreuung der Sektion Panorama der Internationalen Filmfestspiele
Berlin. Seit 1992 ist Wieland Speck Programmleiter der Panorama-Sektion.
Daneben hat er am Fachbereich Theaterwissenschaften der FU
Berlin und an der Berliner Filmhochschule DFFB gelehrt. Ebenso
zahlreiche Theater- und künstlerische Arbeiten.
Filmographie (Auswahl):
(1994) Unter Männern, Neubearbeitung und
Kinostart
(1992) Der Puppenjunge, Entwicklung Drehbuch
(1991) Zimmer 303, 16mm-Kurzfilm; (1990/93) Manor, Entwicklung
Drehbuch (1988-89) Safer Sex Promotion, Videos u.a. mit Max Goldt
(1986) Die Abdeckerin, Coautor Drehbuch mit Egbert Hörmann;
(1985) Westler, Spielfilm. Buch und Regie. Max Ophüls Preis
Saarbrücken und Publikumspreis 1986; Bester Film, San Francisco
Lesbian&Gay Film Festival 1986; Brüssel Festival Cinéma
et Homosexualités; Grand Prix, Turin Gay&Lesbian Film
Festival
(1985) West Of The Wall, Video (INFERMENTAL V)
(1983) Das Geräusch rascher Erlösung, 16mm-Film;
(1981) Bei uns zuhaus – Chez nous, Bildervideo; Die große
Untergangsshow – Festival genialer Dilletanten; mit Blixa
Bargeld, Gudrun Gut, Wolfgang Müller, Video-Dokumentation
(1980) David, Montgomery und ich, San Francisco, 16mm; Kamera
für Videos von Nina Hagen, USA;
(1979) Videoversion des Drehbuchs Rote Liebe für Rosa von
Praunheim;
(1978) Brühwarm, Video-Dokumentation;
(seit 1976) Darsteller in Filmen von David Hemmings, Robert van
Ackeren, Ulrike Ottinger, Rosa von Praunheim, Ismet Elci, Ian
Pringle u.a.
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Credits
mit den Stimmen von Vanessa Redgrave/ Barbara
Nüsse (Erika Mann) und Corin Redgrave/ Ulrich Matthes
(Klaus Mann);Interviews mit Elisabeth Mann Borgese, Marianne
Breslauer, Igor Pahlen
Spielszenen mit Christoph Eichhorn, Cora Frost,
Guido Kleineidam, Corinna Koch, Maren Kroymann, Jean Loup u.v.a.
Buch und Regie: Andrea Weiss, Wieland Speck;
Schnitt: Andrea Weiss, Prisca Swan; Musik: John Eacott; Kamera:
Uli Fischer, Ann T. Rossetti, Nuala Campbell; Ton: Detlev Meyer
, Frederick Helm, Sandra Blumati, Hans van Dijck,Maggie Ellis;
Ausstattung: Johannes Wienand, Bader El Hindi, Ivan Ingerman;
Kostüme: Gabriele Keuneke, Ivan Ingerman; Associate Producer:
Simon Allen; Produzentin: Greta Schiller; Koproduzent: Thomas
Kufus
Produktion: Jezebel Films, London; Co-Produktion:
zero film, Berlin; in Zusammenarbeit mit YLE TV2, ZDF/ARTE,
FilmFörderung Hamburg; unterstützt durch Arts Council
of England und das MEDIA Programm der Europäischen Union
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Biographie
Erika und Klaus Mann als pdf (0.1 MB)
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